07.04.2020: Die Corona-Pandemie hält die ganze Welt in Atem! Auch in Südafrika sind die Menschen voller Sorge und Ungewissheit. Der erste offizielle COVID-19-Fall in Südafrika wurde am 5. März registriert. Seitdem steigen die Zahlen auf derzeit 1’749 (Stand 7.4.). In der Provinz KwaZulu-Natal wurden bisher 186 positive Patienten gemeldet, auch in Greytown soll es erste Erkrankte geben.
Bereits frühzeitig wandte sich Präsident Ramaphosa mit entschlossenen Ansprachen an sein Volk. Am 26.3. wurde eine landesweite strikte Ausgangssperre („lockdown“) für 21 Tage verhängt, um die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen. Lediglich Arztbesuche, Lebensmitteleinkäufe und das Abholen von staatlichen Unterstützungsleistungen sind erlaubt. Nur systemrelevante Institutionen sind geöffnet, dazu zählen Krankenhäuser, Supermärkte, Banken, Tankstellen, nahrungsmittelproduzierende Unternehmen und Institutionen der Gesundheitsvorsorge. Alle Schulen und Kindergärten sind geschlossen. Der Flug- und Reiseverkehr wurde komplett eingestellt, auch der öffentliche Nahverkehr auf das nötigste reduziert.
Überwacht werden die Maßnahmen von Polizei und Armee, bei Verstoß drohen Bußgelder oder sogar Gefängnisstrafe.
Diese drastischen Maßnahmen sind essentiell, denn eine Ausbreitung des Virus in der ohnehin sozioökonomisch stark geschwächten Regenbogennation wäre fatal. Fast jeder vierte Südafrikaner lebt unterhalb der Armutsgrenze und Unterernährung ist gerade bei Kindern ein großes Problem. Das südafrikanische Gesundheitssystem - sofern es für die Menschen überhaupt erreichbar ist - stößt bereits mit den weiterhin hohen HIV- und Tuberkulose-Raten an seine Grenzen. Die Aufklärungsarbeit ist schwierig, aber die Reaktionen der Südafrikaner auf den lockdown sind größtenteils verständnisvoll. Jedoch sind für die Familien in den Townships Hygienemaßnahmen und soziale Distanz kaum umsetzbar.
Es mangelt an sauberem Wasser und die Menschen leben generationsübergreifend eng zusammen. Generell fehlenden Infrastruktur und finanzielle Mittel für Hygiene- und Schutzmaßnahmen.
Die Ausgangssperre betrifft natürlich auch unsere Hilfsprojekte in erheblichem Maße.
Besonders die Menschen in den Dörfern und im Township haben oftmals keinerlei Rücklagen und sind auf ihre Hungerlöhne als Tagelöhner zur Ernährung ihrer Großfamilien angewiesen - sofern sie einen Job haben.
Von „Hamsterkäufen“ haben sie noch nie etwas gehört.
Der Leiter vom Dorfprojekt hat vor der Ausgangssperre nochmals die hilfsbedürftigen Familien besucht und ihnen einen Vorrat von haltbaren Lebensmitteln gebracht.
Die Suppenküche musste leider zum Schutz der Besucher sowie Mitarbeiter die Essensausgabe vorübergehend einstellen. Es werden gerade Pläne geschmiedet, wie zumindest Brot an Hilfebedürftige ausgegeben werden kann.
Die Kinder in den Hilfsprojekten können nicht zur Schule/Vorschule gehen und müssen zuhause bzw. im Kinderheim beschäftigt werden. Vor allem für die Vorschüler aus dem Dorfprojekt ist dies schlimm, da auch ihre oft einzige warme Mahlzeit wegfällt.
Besonders viel Wert legen wir auf Aufklärung. Im Kinderheim finden Schulungen mit den Kindern und den Mitarbeitern zum Thema Hygiene statt (Hände waschen, Abstand halten, in Armbeuge niesen/husten…). Die Projektleiter geben ihr Bestes, um eine dramatische Eskalation zu vermeiden.
Gerade in der Corona-Krise sind die Menschen in unseren Projekten auf Spenden angewiesen, insbesondere für die Bereitstellung von Hygieneutensilien und Lebensmitteln. Bitte helft mit, diese enorme Herausforderung für diese ohnehin gefährdete Bevölkerungsgruppe zu meistern.
Wir wünschen Euch und Euren Familien in dieser ungewissen Zeit trotz Kontaktsperre ein schönes Osterfest. Bleibt gesund!
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