Oktober 2020: Heute möchten wir euch in dieser bedrückenden Corona-Zeit eine wunderbare Erfolgsgeschichte von einem Jungen aus dem Kinderheim Greytown berichten - Onamandla Austin Makhaye, den ich seit 2004 kenne. Damals war er gerade einmal vier Jahre alt. Heute ist Ona ein junger Mann, der an der Universität Durban BWL studiert.
Ich erinnere mich gern an die Zeit zurück, als ich Ona und seine Kinderheim-Freunde Kabelo, Nana und Menzi täglich auf dem Weg zum Kindergarten begleitet habe. Am Nachmittag wurde gemeinsam auf dem schönen Heimgelände gespielt, z.B. fangen, verstecken, oder in der Sandkiste mit selbst gebastelten Fahrzeugen aus Draht oder einfach mit Stöcken. Später übte ich mühevoll die Farben und Zahlen auf Englisch mit Ona, denn als er ins Kinderheim kam sprach er nur Zulu. Die Kinder werden im Kinderheim in der Regel dreisprachig erzogen - Zulu, Englisch und Afrikaans.
Über die Jahre ist Onamandla zu einem selbstbewussten jungen Mann herangewachsen. Ich habe die Entwicklung bei meinen Besuchen 2006, 2009, 2011, 2012, 2016 und zuletzt 2018 miterleben dürfen. Wir haben Ona zu seinen Erfahrungen im Kinderheim befragt. Viel Spaß beim Lesen des Interviews.
Wo bist du aufgewachsen?
Ich bin im Greytown Kinderheim (Greytown Children`s Home) aufgewachsen, in der kleinen Stadt Greytown in der Provinz KwaZulu Natal. Inzwischen wurde es in Greytown Kinder- und Jugendzentrum (Greytown Child & Youth Care Centre) umbenannt.
Warum bist du ins Kinderheim gekommen?
Ich lebte 14 Jahre im Kinderheim (April 2004 - November 2018). Der Grund waren finanzielle Probleme meiner Familie. Ich lebte vorher bei meinen Großeltern, die sich kaum eine Mahlzeit leisten konnten und sich für mich ein besseres Leben und eine bessere Ausbildung wünschten, als sie es hatten.
Was hast du im Kinderheim fürs Leben gelernt?
Im Kinderheim habe ich viele Dinge gelernt, wie Disziplin und Selbstachtung. Respekt gegenüber anderen hat mich soweit gebracht, das ich auch von meinen Mitschülern und den anderen Kindern im Heim respektiert wurde. Ich habe auch gelernt, mich selbst zu respektieren, so dass Gruppenzwang in der Zeit, in der ich mit vielen jungen Menschen zusammenlebte, nie ein Thema für mich war. Ich ließ mich nie leicht von anderen beeinflussen.
Welche Erfolge hast du in der Zeit im Kinderheim erzielt?
Das Leben im Kinderheim gab mir viel Anerkennung und lehrte mich Fertigkeiten fürs Leben. Ich habe Menschen getroffen, die mich immer noch unterstützen und ermutigen, mich zu verbessern, weil sie sagen, dass sie einen begabten und respektvollen jungen Mann in mir sehen. Ich wurde zweimal zum Heimsprecher ernannt (2016 und 2018) und 2017 war ich Vertrauensschüler. In der Greytown Junior School wurde ich im Jahr 2013 zum Schulsprecher gewählt. In der 3. Klasse erzielte ich den 3. Platz im Englisch-Wettbewerb. Ich war kein Leistungssportler, spiele aber gern Rugby und Fußball. Ich werde mich weiter bemühen, dem Heim und meiner Familie alle Ehre zu machen.
Der Start ins eigenverantwortliche Leben nach dem Abitur und Verlassen des Kinderheims Ende 2018 war nicht ganz einfach für Ona. Aber dieses Jahr konnte er sich für ein BWL-Studium in Durban einschreiben. Leider erschwerte die Corona-Pandemie den Studiumsbeginn, aber er berichtete uns, dass derzeit wieder Präsenzunterricht an der Universität stattfindet und er viel lernen muss. Ona finanziert sich durch Gelegenheitsjobs und lebt in einem Studentenwohnheim in Durban.
Was vermisst du am meisten, wenn du an die Zeit im Kinderheim zurück denkst?
Ich vermisse die entspannte Atmosphäre des Kinderheims, auch die Routine, die manchmal nervte aber mir letztlich half, ein besserer Mensch zu werden. Ich vermisse es, dreimal täglich eine Mahlzeit auf dem Tisch zu haben ohne mir Sorgen darüber machen zu müssen.
Was war die größte Herausforderung nach dem Verlassen des Kinderheims?
Die größte Herausforderung ist pünktlich für die Uni aufzuwachen. Und manchmal fällt es mir schwer, nach einem langen Tag mit Vorlesungen noch Essen für mich zuzubereiten.
Hast du im Kinderheim ein bestimmtes Interesse oder Hobby gefunden, das du immer noch verfolgst?
Im Computerraum würdet ihr mich finden. Im Computerraum mitzuhelfen war für mich die beste Zeit im Heim. Ich liebe Computer, sie haben mir sehr geholfen, Ärger zu vermeiden bzw. abzubauen. Ich hatte den Traum, ein weltweit anerkannter IT-Spezialist zu sein, aber leider konnte ich diesen Karriereweg nicht einschlagen.
Welche Ziele und Pläne hast du für deine Zukunft?
In der Zukunft möchte ich gern ein Geschäft führen. Und ich komme meinem Traum näher, denn seit 2020 studiere ich BWL and der Universität in Durban. Ich werde wahrscheinlich nicht wesentlich zur Wirtschaft Südafrikas beitragen können, aber wenn ich ein Unternehmen führe, kann ich Arbeitsplätze schaffen für andere und meine Familie.
Es ist großartig zu sehen, dass Kinder wie Onamandla, aus einem sozial schwierigem Umfeld und mit schweren Schicksalen, durch die Erziehung bzw. das Aufwachsen im Kinderheim und mit guten Bildungsmöglichkeiten, eine Chance bekommen für eine hoffnungsvolle Zukunft.
Wir wünschen Onamandla weiterhin viel Erfolg und Spaß beim Studium und alles Gute für die Zukunft.
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